Ermanno Wolf-Ferrari:
I quattro rusteghi

 

Aufführung


22. 9. 2002
(Première)
*

Musikalische Leitung: Nello Santi
Inszenierung: Grischa Asagaroff
Ausstattung: Luigi Perego
Lichtgestaltung: Hans-Rudolf Kunz
*
Lunardo: Roberto Scandiuzzi
Margarita: Katharina Peetz
Lucieta: Martina Janková
Maurizio: Paolo Rumetz
Filipeto: Luigi Petroni
Marina: Stefania Kaluza
Simon: Carlos Chausson
Cancian: Giuseppe Scorsin
Felice: Elizabeth Rae Magnuson
Conte Riccardo: Peter Straka
Eine junge Magd: Tamara Gura


Rezensionen


24 .9. 2002

Vier altbackene Rohlinge
Wolf-Ferraris «Quattro rusteghi» im Zürcher Opernhaus

Etwas verstaubt ist sie schon, Ermanno Wolf- Ferraris Goldoni-Oper «I quattro rusteghi», welche das Opernhaus Zürich nach fast vierzig Jahren Pause in einer neuen Inszenierung aus der Versenkung auf die grosse Bühne holte. Dank Wortwitz, dem köstlichen venezianischen Dialekt, Karnevalsstimmung und einigen pikanten musikalischen Einfällen bietet sie immerhin pure Unterhaltung: Über den Kampf der Geschlechter kann bekanntlich immer gelacht werden. Carlo Goldonis vier Grobiane sind vier venezianische Macker - oder besser drei plus ein Pantoffelheld. Sie tyrannisieren Frau und Kinder, alle haben zu gehorchen. Doch treiben es die Herren dann doch so arg, dass die Frauen unter der Leitung Felices einen Aufstand veranstalten. Es gibt gewaltig Krach, die Grobiane geben klein bei, und das Stück schliesst mit einer Hochzeit. Eine nette Komödie also. Aber die Dimension, die sie zu einer guten Komödie machen würde, hat sie nicht. Man lacht und merkt: Die Sache lässt einen dennoch kalt. Kein Falstaff, kein Barbiere, kein Figaro. So verwundert es nicht, dass solche operettenhaften Jahrhundertwende-Stücke langsam, aber sicher von den Spielplänen der grossen Häuser verschwinden.

Das Bühnenbild von Luigi Perego spricht an, denn es vermittelt ganz die venezianische Atmosphäre, wie wir sie aus dem Museum kennen. Canaletto lieferte Vordergrund und Horizont. Ein Gemälde, so gross wie der Guckkasten der Bühne, entpuppt sich als eine einfache Konstruktion von vier ineinander geschachtelten, massiven Toren. Sie lassen sich öffnen und können so - je verschieden arrangiert - den Raum der Bühne gemäss den Erfordernissen gliedern und Durchblicke zum Horizont öffnen. Das ist schön gemacht und wirksam. Wenn am Schluss alle Elemente zur Seite bewegt werden und sich bei «Der Himmel segne euch» die Weite des Himmels öffnet, fühlt man sich sogar für einen Moment vom Mief des Schwanks befreit.

Die Inszenierung von Grischa Asagaroff ist dagegen nicht so beschaffen, dass sich das Stück für die Gegenwart erschliessen würde. So wie das beispielsweise vor einem halben Jahr Cesare Lievi mit Rossinis «Turco in Italia» getan hat. Asagaroff stellt die «Rusteghi» mit ausgezeichnetem Handwerk und ohne besondere Ansprüche auf die Bühne, erweckt die Figuren zum Leben. Die Damen stampfen im richtigen Moment mit den Füssen oder zappeln auf dem Sofa. Die Herren rauchen Pfeife, üben sich in der Haltung des Patriarchen und werfen notfalls die Hände in die Höhe. Turbulente Szenen wie das Finale des zweiten Aktes oder der Auftritt von Felice im dritten Akt werden gekonnt gezeigt. Die Likörkaraffe im Hintergrund erhält ihr eigenes kleines Geschichtchen - et cetera. Schön ist der Einfall, eine pantomimische Commedia-dell'Arte-Truppe (Statistenverein) ins Stück zu integrieren. Sie gibt schon der Ouverture zusätzlichen Reiz, sorgt für den Umbau der Bühne, den Transport der Requisiten und demontiert die Szene jeweils im richtigen Moment. Das hübsche Intermezzo am Schluss des ersten Aktes wird zur Pantomime mit Colombina in der Gondola und mit Arlecchino, der ihr eine Rose überreicht. Erstaunlich, dass in diesen von Luigi Prezioso geschaffenen Pantomimen - auch in der Schlussszene - das Stück letztlich mehr berührt als mit allen Verwicklungen der eigentlichen, doch etwas faden Handlung. Wolf- Ferraris Musik hat mitunter Delikatesse, Witz, ist spritzig und unterhaltsam. Aber als Ganzes auch kleinmeisterlich. Ein historisches Stück also, eng verbunden mit dem bürgerlichen Milieu seiner Entstehungszeit. Ein Theater, bei dem sich das Publikum gut amüsieren kann, das niemandem weh tut - und das gerade deshalb auch etwas zum Gähnen verführt.

Wolf-Ferraris Spezialität, die Komposition von guten und dicht-virtuosen Ensembles, war bei den zehn Protagonistinnen und Protagonisten in guten Händen. Alle Rollen sind dankbar. Die Bariton- und Bassstimmen der vier Herren Roberto Scanduzzi (Lunardo), Paolo Rumetz (Maurizio), Carlos Chausson (Simon) und Giuseppe Scorsin (Cancian) passen wunderbar zusammen, das Komödiantische kommt an. Ebenso erfreuen kann man sich an den entsprechend ihrem Rollencharakter glänzend besetzten Damen mit Elizabeth Rae Magnuson als quirliger Intrigantin Felice, Stefania Kaluza als Marina, Katharina Peetz als Margarita und Martina Janková als Tochter Lucieta. Maurizios Sohn Filipeto (Luigi Petroni) und Felices Galan, der Conte Riccardo (Peter Straka), dürfen tenoral verführen. Maestro Nello Santi streicht am Dirigentenpult zusammen mit dem Orchester der Oper Zürich in Wolf-Ferraris Musik ganz den italienischen Charme und das Leichte heraus und stellt die Nähe zu italienischen Vorbildern wie selbstverständlich her. Er dirigierte die «Rusteghi» zum ersten Mal, doch scheint das Musik zu sein, die ihm liegt und sichtlich Vergnügen bereitet. Umso mehr, als er am Premierentag gleich auch seinen (71.) Geburtstag feiern konnte, was den Intendanten Alexander Pereira und das Ensemble zu einer überschwänglich zelebrierten Coda mit Champagner auf der Bühne inspirierte.

Alfred Zimmerlin



24. 9. 2002

Murrende Sänger und Instrumente
Nello Santi bringt wieder einmal komödiantische Italianità ins Zürcher Opernhaus - mit der raren Oper «I Quattro rusteghi» von Ermanno Wolf-Ferrari

Von Susanne Kübler

Ein richtiger Mann singt Bass. Er verabscheut die weibliche Eitelkeit, prognostiziert Vergnügungssucht bei allem, was nicht Stricken und Schweigen ist und jammert am liebsten mit seinesgleichen vergangenen Zeiten nach, in denen die Gattinnen noch anständig und die Kinder artig waren. Gleich vier solcher «rusteghi», die in deutscher Übersetzung in der Regel zu Grobianen vergröbert werden, liess Carlo Goldoni einst antreten, um eine Tochter und einen Sohn zu verheiraten. Er stellte ihnen Frauen gegenüber, die erstens fanden, das Brautpaar solle sich vor der Hochzeit zumindest einmal sehen, und zweitens genug hatten von mausgrauen Kostümen. Und mit diesen Typen inszenierte er eine Komödie, die den musikalischen Humor des deutsch-italienischen Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari hervorkitzelte und ihm 1906 einen seiner grössten Erfolge bescherte.

Geschickte Tonmalerei

In seiner inzwischen nur noch selten gespielten Commedia musicale »I quattro rusteghi« singen die Haustyrannen nicht nur Bass, sie lassen sich gern auch von Kontrabässen und tiefen Bläsern begleiten; manchmal vertiefen sie sich so sehr in ihre Grummeleien, dass der Stimmumfang gegen unten endlos scheint. Auch sonst setzt Wolf-Ferrari oft auf Tonmalerei: Serenadenartige Pizzikati begleiten die Liebeswünsche, hysterische Flöten die eskalierenden Streitereien, und wenn sich Mann, Frau und Neffe stur auf einem einzigen Ton anschreien, dann weiss man, dass dies weder die erste noch die letzte Diskussion dieser Art ist.

Das ist witzig gemacht und geschickt instrumentiert - und wirkt doch manchmal wie aus zweiter Hand. Hier blinzelt Rossini hinter den Noten hervor, dort hat Wagner ein paar Akkorde beigesteuert, Volksliedartiges trifft auf buffoneske Töne aus Mozarts Erbe. Fürs Orchester der Oper ist die Mischung allerdings attraktiv. Im Graben wird nicht weniger lustvoll gemurrt und gekeift als auf der Bühne, zumal mit Nello Santi eín Dírígent und Venezianer am Pult steht, der sich auf italienische Saftwurzeligkeit ebenso versteht wie auf den feineren venezianischen Humor.

Zwar unterstrich er bei der Premiere um Sonntag mit gelegentlich eher langsamen Tempi zusätzlich jenen Geschwindigkeitsverlust, der für jede Vertonung einer auf rasche Reaktionen angelegten Komödie ein Handicap ist. Aber in Sachen Farbig-keit, parodistischer Überzeichnung und einer gewissen Nostalgie im Ton blieb die Aufführung dem Werk nichts schuldig. Nello Santi, der «I quattro rusteghi» erst-mals dirigiert hat, hatte Grund zu feiern - auch abgesehen von seinem 71. Geburts-tag, zu dem das Ensemble einen Plüschwolf mit Spielzeug-Ferrari, Alexander Pe-reira Champagner und das Publikum eine Standing Ovation beisteuerten-.

Canaletto-Idylle

Nicht neu war die Oper dagegen für den Regisseur Grischa Asagaroff. Er hat sie bereits 1994 für das Zürcher Internationale Opernstudio inszeniert, nun brachte er sie auf die grosse Bühne. Luigi Perego hat dafür vier ineinander verschiebbare Elemente mit jener Venedig-Nostalgie dekoriert, die auch die Musik bestimmt: eine Canaletto-ldylle mit Gondeln und GondoIieri, Wasser und prächtigen Fassaden, die von Commedia-dell'Arte-Figuren jeweils mit dem für die Handlung notwendigen Mobiliar ergänzt wird. Diese Möbel sind jedoch im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten und genau wie die Kostüme von jener bourgeoisen Muffigkeit, in der »rusteghi» eben auch ihr Reich haben können: Selbst darin greift die gelungene Ausstattung den musikalischen Stilmix auf.

Eher Zitat als originelle Erfindung sind allerdings auch die meisten Regieags. Die Damen treten sich des Öftern auf die Schleppe, die Tyrannei ihrer Männer ertragen sie mit einem oder zwei oder drei Gläschen Weissem. Vor allem im ersten Akt wirkt alles sehr behäbig, die Inszenierung greift weder die Schlagfertigkeit des Textes auf, noch übernimmt sie die Prägnanz der Partitur. Vor allem in den tumultuösen Ensembleszenen haut und brüllt jeder auf jeden ein, und das szenisch Ungefähre färbt auch musikalisch ab: Da wird der Kontakt zum Orchester und zwischen den Sängerinnen und Sängern plötzlich prekär.

Immerhin bietet die konventionelle Personenführung Raum für schauspielerische Efforts, die sich das einmal mehr stark besetzte Ensemble nicht entgehen lässt. Wobei der (in Übertiteln übersetzte) venezianische Dialekt die Lust an der Karikatur erst recht anzuheizen scheint. Roberto Scandiuzzi grantelt und tobt als Vater der zu verheiratenden Tochter mit dem finstersten Bass, Carlos Chausson verbreitet dagegen knebelbärtige Trockenheit - selten kamen so kräftige Töne durch so verkniffene Lippen! Paolo Rumetz kommt ab Bräutigamsvater kaum aus dem missmutigen Knurren heraus, während Giuseppe Scorsin mit jedem Ton und jedem Blick sein Dilemma zwischen Wollen und Können verrät: Denn er ist als Einziger unter der Knute statt umgekehrt.

Zwischen Rebellion und Resignation

Elizabeth Rae Magnuson gibt seine resolute Gattin, die ihn und seine Kumpanen mit sehr vielen und sehr spitzen Tönen schlicht zu Boden singt. Stefania Kaluza tendiert eher zum stimmschönen Hyperventilieren, Katharina Peetz wechselt mit vibrato- und klangreichem Mezzosopran zwischen Rebellion und Resignation.

Weniger parodistisch - und damit auch weniger attraktiv - sind dieRollen der jungen Brautleute: Martina Janková darf immerhin ausgiebig trotzen tund hoffen und tut das mit m ädchenhaftem Charme und schwerelosem Sopran. Luigi Petroni dagegen bleibt in seinen kurzen Auftritten eine blasse Figur, sowohl vom Stück her als auch wegen seiner in der Höhe ziemlich gepressten Stimme. Ein richtiger Liebhaber singt eben Tenor, und das ist im Umfeid von so dominanten Bässen, von so energischen Sopranistinnen kein dankbarer Job.



24. 9. 2002

Lektion für die vier Grobiane
»I quattro rusteghi« von Ermanno Wolf-Ferrari im Opernhaus: Ein musikalisches Schmuckstück

Venezianisches Ambiente schon bevor der erste Ton erklingt: Die handkolorierte Ansicht der Lagunenstadt, ein Motiv des Malers Canaletto, füllt an der Rampe die ganze Bühne (Ausstattung: Luigi Perego). Drei Flächen der klassisch-stimmungsvollen Illustration lassen sich von leichter Hand um die eigene Achse öffnen. So entstehen neue, kleinere Räume, Spielplätze für die einzelnen Szenen. Für diese Umbauten sind stumme, Commedia-dell'Arte-Figuren zuständig, die auch sonst zuweilen kleine Szenen ins Geschehen einwerfen oder auch nur mal vorüberhuschen. Eine wortwörtliche leichtfüssige, hübsche Idee.

Der deutsch-italienische Komponist Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) vertonte mit «I quattro rusteghi» (Die vier Grobiane) den gleichnamigen Goldoni-Klassiker. So amüsant das Geschichtchen auch ist, so verstaubt könnte es heute ankommen. Doch da ist eben diese geniale musikalische Form (1906 uraufgeführt), die wieder zu entdecken es sich mehr als lohnt.

Vielfarbige und witzige Musik

Wolf Verraris vielfarbige, witzige, ja zuweilen «sprechende» Musik erst macht das Amüsement dieses Opernabends aus. In ihr sind die einzelnen Figurun ganz köstlich charakterisiert: Die vier Grobiane eben, vier tumbe Familienväter, die ihre Frauen in biederer Macho-Manier unter der Knute halten, deren Gattinnen, die gemeinsam den Spiess resolut umdregen und ihren Männern eine gehörige Leklion erteilen. Und das junge Paar, dessen Heirat von den Vätern verfügt wird, und das sich glücklicherweise auch wirklich verliebt. Verkleidungsszenen fehlen ebenso wenig wie turbulente Meinungsverschiedenheiten. Höhepunkt ist die Szene mit nicht weniger als allen zehn Personen, die wils durcheinander gestikulieren, schwatzen, singen - musikalisch und szenisch auch eine Klippe.

Das Zúrcher Ensemble meistert den Abend brillant. Denn in dieser Oper gibt es keine Stars, sie steht und fällt mit der Ganzheit einer spritzigen Truppe. Wenn sich in den kommenden Vorstellungen noch mehr Lockerheit einstellt, wird die Aufführung endgültig zum gelungenen Schmuckstück. Gesungen wird hier in venezianischem Dialekt. Den versteht man eigentlich kaum, aber das Kolorit ist herrlich. Und über der Bühne wird die deutsche Übersetzung projiziert.

Stil- und geschmackvoll
Grischa Asagaroffs Inszenierung ist voll Tempo, hübscher Details und Spielfreude. Er bleibt aber, stil- und geschmackvoll, ganz auf dem Boden der braven Komödie, die Szenen entwickeln sich wie erwartet. Da würde die manchmal auch schräg karikierenden Musik, die bereits in Richtung Kurt Weill weist, schon noch mehr augenzwinkernde oder auch zeitgemässe Interpretation ermöglichen. Nello Santi dirigiert sie denn auch so differenziert, dass es eine theatralische Freude ist. Das Orchester lässt von hintergründigem Humor bis zu voll klingender, herzerührender Streichermelodik mit Folkloreanklängen jede Finesse aufblühen.

HANS ULI VON ERLACH



24. 9. 2002

Gondelfahrt in den Ehehafen
Die Werke des Deutschitalieners Ermanno Wolf-Ferrari sind stilistisch schwer einzuordnen, auf der Bühne haben sie leichten Stand – ein Ensemble in Hochform vorausgesetzt, wie es jetzt im Opernhaus brilliert.

HERBERT BÜTTIKER

Eine Komödie: Heiraten ist angesagt. Die Väter sind sich einig, Mütter und Tanten sind entzückt, und das Pärchen selber liebt sich auf den ersten Blick. Wo ist also das Problem, wo der Spass? Alles ist in dieser Komödie nach Carlo Goldoni eine Frage des Umgangstons zwischen den Geschlechtern. Die Väter wollen die Sache unter sich ausmachen und finden, es sei früh genug, wenn sich die beiden Jungen am Traualter kennen lernen. Die Frauen haben einen anderen Begriff von der Liebe, intrigieren und arrangieren eine erste Begegnung. Die Männer kommen dahinter, die Verstimmung ist kolossal, das Heiratsprojekt äusserst gefährdet: Komödie ist angesagt.
Eine musikalische Komödie: denn der Umgangston zwischen den Geschlechtern ist im Theater die Musik schlechthin, und Wolf-Ferrari hatte da einen Zugang, der in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht. Mitten in einer Epoche der Puccini- und Wagnerschwere rückte er den leichten Tonfall der alten Opera buffa wieder ins Zentrum mit melodischem Charme, prickelnden Tanzrhythmen und vifem Parlando – alles eingegossen in ein farbiges orchestrales Ganzes und so, dass aller Eklektizismus in einem Personalstil aufgehoben scheint und ebenso sehr als früher Beitrag zu einem modernen Neoklassizismus zu verstehen ist wie als Ausdruck purer Nostalgie. Entscheidenden Anteil an diesem Ganzen – das zeigt der besondere Rang der Goldoni-Werke im Schaffen Wolf-Ferraris – hatte die Sprache des Venezianers in ihrer übersprudelnden Drastik und mit ihr das Atmosphärische eines Mikrokosmos, in welchem die Haustyrannen und ihr eingetrockneter Gefühlshaushalt, die Frauen und ihre ungebrochene Lebenslust, dazwischen die jungen Liebespaare und ihre heilige Einfalt für ewig zu Hause zu sein scheinen.
Plausibel trotz aller Problematik einer übertitelten statt unmittelbar verständlichen Aufführung ist auf dem Hintergrund dieses Genius Loci die Entscheidung des Opernhauses, «I quattro rusteghi» nicht in der Sprache der Uraufführung – diese fand 1906 am Hoftheater in München in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Die vier Grobiane» statt – zu geben, sondern im venezianischen Dialekt, in dem sie komponiert worden war, aber erst ab 1914 (Uraufführung am Teatro lirico in Mailand) gespielt wurde. Und vor allem zeigt sich, dass das Ensemble eine besondere Lust am Klangspiel des Dialekts entfaltet, zum Vorteil für das Werk, das erst im zweiten Akt mit deftiger Situationskomik aufwartet und fast ganz aus dem Konversationston lebt.

Männerbastion und Frauenkoalition
Elf Personen gehören zu diesem Spiel aus Sprache, Klang und Gestik, und es gelingt der Inszenierung von Grischa Asagaroff und Luigi Perego ausgezeichnet, sie alle wichtig zu nehmen, aber auch dem Ensemblegeist unterzuordnen, der dieses Werk auch musikalisch prägt. Selbst die Magd (Tamara Gura) rückt in ihrem kurzen Auftritt in ein besonderes Licht, wenn der Austausch von Gehässigkeiten auf Seiten der Padrona mit einem Austausch entsprechender Süssigkeiten beim Padrone kompensiert wird. Und obwohl Lunardo, der Antiquitätenhändler, Herrscher über Frau und Tochter im Bereich der tiefen Männerstimmen unbestreitbar die zentrale Figur ist und mit mürrischem Bassraunzen und autoritärem Poltern von Roberto Scandiuzzi auch prächtig ausstaffiert wird, bleibt eben doch klar, dass es nicht um den Einzelnen geht, sondern um die Männerbastion als solche, um Nuance und Multiplikation. Als mit aufbrausendem Temperament und Herzschwäche herrlich in Szene gesetzter Simon hält Carlos Chausson mit Scandiuzzi mit, und Giuseppe Scorsin bietet mit seinem Cancan köstlich eine pantoffelheldische Abart, Paolo Rumetz mit dem Witwer Maurizio das Beispiel eines in Sachen Ehe eben gerade mal nur theoretischen, als Vater aber umso intensiver praktizierenden Patriarchen.
Aus aller Rusteghi-Multiplikation resultiert im dritten Akt, wenn das Triumvirat (Maurizio als Witwer ist nicht dabei) über die Möglichkeit brütet, die Frauen zu bestrafen, ein Komplott von grandioser – Kläglichkeit. Um es zu zerschlagen, reicht eine Arienattacke der Felice. Elzabeth Rae Magnuson ist vokal dafür imponierend gerüstet, aber auch sie bleibt bei allem primadonnenhaften Aplomb Mitglied der Frauenkoalition, in der dunkeltönig auch Katharina Peetz als Lunardos Frau Margarita heimliche Opposition macht und Stefania Kaluza als Simons Frau Marina mit der ironischen Schärfe ihr Aktionsfeld ausreizt. Zwischen den beiden Lagern ergänzen die zwei Tenöre mit schöner Rollenverteilung das Ensemble, Peter Straka als strammer Galan an Felices Seite, und Luigi Petroni als taufrischer Bräutigam. Und wenn es denn doch so etwas wie eine Ausnahmerolle darin gibt, so ist es die Figur der Lucieta, um die sich ja eigentlich auch alles dreht und für die die unglaublich vife und stimmlich bezaubernde Martina Janková anmutig und trotzköpfisch, mit Lachen und Tränen unermüdlich auf der Bühne steht, als wäre sie mit dieser Figur auf die Welt gekommen.

Der Maestro, die Oper
Da zeigt sich vielleicht am schönsten, was den Abend insgesamt auszeichnet: ein genussvolles Verwachsen der Interpreten mit ihren Figuren. Die Bühne bietet mit den Canaletto-Wänden und der raffinierten Verschachtelung den atmosphärischen Rahmen; die Gondel, mancherlei Requisiten und die mit den Umbauten beschäftigten Figuren der Commedia dell'Arte geben ihm zusätzliche Füllung. Aber das alles wäre nichts ohne die reiche, immer wieder solistisch aufgelockerte und dann besonders duftige, aber auch zupackende Arbeit des Orchesters unter der Leitung von Nello Santi. Für den Maestro, der gestern seinen 71. Geburtstag feierte, wurde ein «Happy Birthday» angestimmt – nach Filipetos und Lucietas Gondelfahrt in den Ehehafen zum Schlussapplaus einer Aufführung, die, vielleicht gerade weil sie keine Aktualisierungsambitionen verfolgte, in den Vordergrund rückte, was immer akutell ist: die Kunst, Spiel und Gesang, Wort und Ton, Bühne und Orchester in eines zu setzen, kurz, die Oper.



24. 9. 2002

Ein bisschen Pfeffer, eine Prise Salz
«I Quattro Rusteghi» Famos: Wolf-Ferraris Commedia musicale am Opernhaus Zürich

ElisabethFeller

Auch das gibt es im Theater, nicht immer zwar, aber immer öfter, um kalauernd eine Werbung zu bemühen - jene dramaturgischen Werkbindungen, die sinnstiftend einen Bogen vom Erwarteten zum Unerwarteten schlagen. Zum Beispiel von Strauss´ «Schweigsamen Frau» (um Ersteres anzutippen) zu Ermanno Wolf-Ferraris «I Quattro Rusteghi» (um Letzteres anzusprechen): Eine Erquickung, die Strauss, den Meister des rezitativischen Parlandos, schachmatt setzt. Weswegen? Ganz einfach: Weil der Deutsch-Italiener eine, notabene ungewohnte Orchestereinwürfe erprobende Tonsprache ins Spiel bringt, die Strauss´ Raffinement bisweilen sogar noch übertrifft.

In der Tat: Will man jetzt den Gemeinsamkeiten, vor allem aber den Unterschieden zwischen den beiden Komponisten auf die Spur kommen, ist ein Gang ins Opernhaus Zürich unentbehrlich. Denn dort wird einem bewusst, was handwerkliche Gediegenheit, ja Souplesse meint: bei Wolf-Ferrari die filigranen Duette und weitgesponnenen, melodietrunkenen Ensembles sowie ein Orchesterklang, der Üppigkeit für sich in Anspruch nimmt, obschon der Komponist die Besetzung auf Sparflamme hält. Grad so, als wollte er augenzwinkernd beweisen, dass die Kunst eben nur einer Maxime verpflichtet ist: «Mach viel aus wenig.»

Dass sich an dieses Motto auch das Inszenierungsteam mit Grischa Asagaroff (Regie), Nello Santi (Dirigent), Luigi Perego (Ausstattung), Hans-Rudolf Kunz (Licht) sowie Luigi Prezioso (Pantomime) hält, ist ihm hoch anzurechnen: weil so «schlank» bleibt, was auch der Komponist ohne Fett, dafür gut gewürzt haben wollte: eine launige Commedia musicale, deren Librettist Giuseppe Pizzolato sich an Goldonis gleichbetitelter Commedia dell´arte entzündet hat. Der Inhalt? Fast ein Nichts; jedenfalls ein Geschlechterzwist zwischen vier Grobianen und vier Frauen (indessen ohne Strindbergs Attacke, weswegen Lachen ausdrücklich erwünscht ist) sowie eine Liebesgeschichte mit glücklichem Ausgang (wen wunderts?). Solches entbehrt nicht der hier übrigens in venezianischem Dialekt geäusserten Pikanterie und Galanterie; verträgt somit nicht den geringsten Druck. Deswegen steht ein Regisseur vor der ebenso reizvollen wie heiklen Aufgabe, diese Oper als zwar bezaubernd schillernde, aber leider (zu) rasch zerplatzende Seifenblase zu inszenieren. Nochmals: Beschwernis ist «out», Duftigkeit ist «in»! Ergo besinnen sich Asagaroff und Perego auf einen Maler, den Venedig-Liebhaber hoch im Kurs halten: Canaletto. Also flugs einige der berühmten Panoramen auf Stellwände geworfen; flugs eine blaue, weiss gekräuselte Spielfläche sowie Versatzstücke wie Tisch, Sofa, Stühle und Haushaltübliches her; flugs eine Reverenz an Goldoni mit pantomimisch das Geschehen begleitenden Arlecchinos, Brighellas und Pantalones - und schon sind wir in die wünschenswerte «Dimension» entrückt; auch, weil Asagaroff den Raum mit spielerischem Aplomb erobert. Will heissen: ihn mit rasanten Auftritten und Abgängen versieht; mit aufeinander zustrebenden und auseinander stiebenden Paaren sowie mit der kurzen Verweildauer gestresster Personen wie dem humorlosen Lunardo. Dergestalt «angerichtet» erweist sich das Regiekonzept als schlüssig und bekömmlich. Was selbstredend auch für Nello Santis Dirigat zutrifft, das sich Wolf-Ferraris orchestrale Rhetorik glattweg phänomenal aneignet. Nur einer, der sich wie Santi ebenso mittendrin wie ausserhalb der «Sache» fühlt, kann zudem noch jenes Quentchen Extra-Glut entfachen, das den Abend zum rundum Erfreulichen adelt. Mit Nello Santi ziehen am selben Strang: Roberto Scandiuzzi, Katharina Peetz, Martina Jankova, Paolo Rumetz, Luigi Petroni, Stefania Kaluza, Carlos Chausson, Giuseppe Scorsin, Elizabeth Rae Magnuson, Peter Straka und Tamara Gura. Bravi!



24. 9. 2002

Jubel, Trubel, Heiterkeit auf italienisch
Premiere von Ermanno Wolf-Ferraris «I quattro rusteghi» mit Nello Santi im Opernhaus Zürich

Vor acht Jahren war sie bereits in einer Produktion des Internationalen Opernstudios zu erleben, jetzt wird sie auf der grossen Zürcher Bühne gezeigt: Ermanno Wolf-Ferraris musikalische Komödie «I quattro rusteghi» (Die vier Grobiane) begeisterte an der Premiere vom Sonntag mit jungen Stimmen und musikalischem Witz.
Grischa Asagaroff, der schon 1994 im Studio Regie führte, sorgt mit seinem Ausstatter Luigi Perego für ein technisch geschickt gelöstes venezianisches Ambiente, während Nello Santi der lichten, manchmal auch etwas seichten Musik viel Schmiss und Komödiantik abzugewinnen vermag.

Italienisches Temperament
Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) ist gebürtiger Venezianer, lebte später aber vor allem in München, der Heimatstadt seines Vaters. Hier liess er sich vom konservativ gesinnten Joseph Rheinberger zum Komponisten ausbilden. Diese Mischung von italienischem Temperament und deutschem Kunstverständnis prägte seinen Stil. So lag sein Verdienst vor allem darin, mit zwar neuzeitlichen, aber keinesfalls avantgardistischen Mitteln die Tradition der italienischen Opera buffa fortzusetzen und die Elemente der Commedia dell'Arte Goldonis auf die Musikbühne zu bringen. Mit diesem nach-rossinischen Stil hatte Wolf-Ferrari zu Lebzeiten vor allem in Deutschland grossen Erfolg.
Die Geschichte der vier Grobiane, die ihre Ehefrauen an kurzen Zügeln halten und ihnen jegliche Freude am Leben verbieten, ist ziemlich eindimensional. Die Tochter des Hauses Lunardo soll verheiratet werden, ohne dass sie ihren vom Vater ausgewählten Bräutigam zuvor sehen darf.

Liebe auf den ersten Blick
Die Frauen schmieden einen Plan: der junge Mann wird in Frauenkleidern in Lunardos Haus geschmuggelt, die Kinder sehen sich und verlieben sich auf der Stelle ineinander. Als dieses Komplott auffliegt, will der Vater zuerst die Heirat verbieten und die Tochter ins Kloster schicken, doch schliesslich wird alles gut.
Besonders ohrenfällig ist Wolf-Ferraris ausgeprägter Sinn für die Melodik, die zuweilen die Schlichtheit von Volksmelodien aufweist. Auch die Verschmelzung von ariosen Abschnitten und rezitativischem Deklamationsstil ist meisterhaft. Dazu kommt die dramaturgisch wirkungsvolle Idee, das Orchester mit kommentierenden «Einwürfen» in die Dialoge miteinzubeziehen und damit einen witzig lockeren Gesprächston herbeizuführen. Dieser gipfelt in den herrlich komischen, heillos durcheinanderwirbelnden Ensembles für bis zu zehn Stimmen.
Grischa Asagaroff und Luigi Perego erzählen diese Komödie der venezianischen Nobelgesellschaft vor einem grossen historischen Stadtbild, das Venedig und seine Wasserkanäle in hellem Licht und südlichen Farben darstellt. Dieses Bild ist auf eine mehrfach teilbare Wand im Vordergrund der Bühne aufgezogen, die ihrerseits im Winkel nach hinten geöffnet werden kann. Weitere Wandteile sind als «Hauswände» herausstellbar, sodass abstrakte und doch deutlich wahrnehmbare Interieurs entstehen.
Dieses Einheitsbühnenbild erlaubt schnelle, einfache Szenenwechsel, während die jeweils neuen Möbel von Commedia dell'Arte-Figuren herein und hinausgetragen werden. Ausgesprochen üppig sind nur die Kostüme der Damen.
Die Szene lebt denn auch vom virtuosen Schlagabtausch unter den Figuren. Dabei spielt die furiose italienische Sprache eine wichtige Rolle. Damit man die goldonischen Pointen aber auch versteht, wird mit eingeblendeter deutscher Übersetzung gearbeitet. Es ist erstaunlich, mit welcher schauspielerischen und keck komödiantischen Präsenz die Sängerinnen und Sänger agieren. Auch wenn sie recht stereotyp gezeichnet sind, entwickeln sie in dieser Produktion markante eigene Profile.

Bassstimmen überzeugten
Allen voran ist da Roberto Scandiuzzi als griesgrämiger Antiquitätenhändler, der seinen beiden Frauen zu Hause nichts gönnt. Er donnert mit seiner gewaltigen Bassstimme souverän durchs Haus, verfügt über eine beeindruckend schwere Tiefe und ist doch agil genug, seiner Frau und seiner Tochter den keifenden Schlagabtausch zu bieten. Brillant weiss er sich auch in der turbulenten Schlussszene zu behaupten, in der ihn die selbstbewusste und furchtlose Felice regelrecht in die Knie zwingt.
Im Timbre wunderbar aufeinander abgestimmt, sorgen die vier Grobiane immer wieder für herrliche Ensembles. Drei Bässe und ein Bariton, das führt zusammen mit Fagott und Kontrabass zu echt komischem Männergehabe. Da ist der Kaufmann Simone, den Carlos Chausson mit etwas markigerer und schlankerer Bassstimme prägnant ausspielt. Und der dritte Bass im Bunde, Giuseppe Scorsin als Ciancian, weiss den «Mann unter der Knute» von Felice mit sympathisch warmer Stimme und rührender Hilflosigkeit zu spielen.
Einzig Paolo Rumetz als Maurizio und Vater des Bräutigams wirkt stimmlich etwas stählern und gepresst. Den kleinen Filipeto, der einfach so verheiratet wird, gibt der junge Tenor Luigi Petroni mit rührender Naivität und etwas eng geführter, näselnder Stimme, demgegenüber Peter Straka als Conte Riccardo eine weiche Strahlkraft einbringt.

Mit allen stimmlichen Facetten
Zu diesen «groben» Herren gehören die Damen. Martina Janková überrascht in der Mädchenrolle der Lucieta. Sie spielt sehr natürlich und doch prägnant, wechselt das Temperament je nach Stimmung und weiss ihre Naivität vielschichtig auszuspielen. Dazu singt sie lupenrein und mit schlichter, eher geradlinig geführter Stimme. Ihr Gegenpart ist die Mutter Margerita, die die Altistin Katharina Peetz mit dramatischer Verve auch gegenüber ihrem Grobian-Gatten (Roberto Sciandiuzzi) behauptet. Stefania Kaluza gibt die Tante Marina mit süffisantem Gang und prägender, erstaunlich flexibler Stimme, während Elizabeth Rae Magnuson als eigenwillig selbstbewusste Felice ihre Reize auch mit stimmlichen Facetten auszuspielen vermag.
Grossartig, wie Nello Santi diese Vielzahl an Temperamenten auch im Orchester leichtfüssig auszudifferenzieren vermag und wie er die virtuosen Ensembles mit sicherer Hand zusammenhält. Das Premierenpublikum war begeistert und stimmte zum Schluss gut gelaunt in das «Happy birthday» mit ein, welches die Sänger auf der Bühne nach der Vorstellung Nello Santi zu seinem 70. Geburtstag als Ständchen darboten.
Sibylle Ehrismann



24. 9. 2002

Venezianisches Juwel

VON HANS ULI VON ERLACH

Die neue Opernsaison in Zürich verspricht einige Musiktheater-Raritäten. Die musikalische Komödie «I quattro rusteghi» (Die vier Grobiane) von Ermanno Wolf-Ferrarl (1876-1948) machte am Sonntag den Anfang.
Der gleichnamige Commedia.dell'Arte-Klassiker von Carlo Goldoni stand der Oper Pate. Ein amüsantes Geschichtchen, das aber heute auch verstaubt ankommen könnte.
Vier biedere Macho-Ehemän-ner halten ihre Frauen unter der Knute, bis diese gemeinsam den Spiess resolut umdrehen und ihren Männern eine gehörige Lektion erteilen. Ein junges Paar soll nach dem Willen der Väter heiraten, verliebt sich zum Glück tatsächlich und am Ende fallen sich alle in die Anne - die Männer reuig, die Frauen triumphierend.
Die Musik des deutsch-italienischen Komponisten Wolf-Ferrari (Uraufführung 1906) kommentiert die Komödie witzig, vielfarbig und kunstvoll. Sie erst macht den Opernabend zum amüsanten Erlebnis. Höhepunkt sind die Ensembleszenen, wo bis zu zehn Personen oft wild durcheinander gestikulieren, schwatzen, singen. Hier gibt es keine Stars. Die Oper steht und fällt mit derGeschlossenheit einer spritzigen Truppe. Das Zürcher Ensemble meistert alle Klippen brillant, macht die Aufführung
zum Juwel.
Dazu trägt auch die einfache, aber effektvolle Ausstattung bei. Eine bühnengrosse, dekorative Ansicht Venedigs aus dem 18. Jahrhundert des Malers Canaletto lässt sich raffiniert öffnen, so dass kleinere und grössere Spielräume entstehen.
Grischa Asagaroffs Inszenierung ist hübsch, tempo- und detailreich. Einziger Einwand: Angesichts der oft schräg karikierenden Musik hätte sich die Regie mehr augenzwinkernde Ironie leisten können. Dafür holt Dirigent Nello Santi aus dem differenziert spielenden Orchester alle denkbaren Finessen heraus und wechselt gekonnt zwischen hintegründigem Humor und anrührender Melodiosität.


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