Joseph Haydn Die Jahreszeiten Ein Mädchen, das auf Ehre hielt |
Lied mit Chor
HANNE
Ein Mädchen, das auf Ehre hielt,
Liebt einst ein Edelmann;
Da er schon längst auf sie gezielt,
Traf er allein sie an.
Er stieg sogleich vom Pferd' und sprach:
Komm, küsse deinen Herrn!
Sie rief vor Angst und Schrecken: Ach!
Ach ja! ... von Herzen gern.
CHOR
Ei, ei, warum nicht nein?
HANNE
Sei ruhig, sprach er, liebes Kind,
Und schenke mir dein Herz!
Denn meine Lieb' ist treu gesinnt,
Nicht Leichtsinn oder Scherz.
Dich mach' ich glücklich: nimm dies Geld,
Den Ring, die gold'ne Uhr!
Und hab' ich sonst, was dir gefällt,
So sag's und ford're nur!
CHOR
Ei, ei, das klingt recht fein!
HANNE
Nein, sagt sie, das wär' viel gewagt,
Mein Bruder möcht' es sehn,
Und wenn er's meinem Vater sagt,
Wie wird mir's dann ergehn?
Er ackert uns hier allzu nah.
Sonst könnt' es wohl geschehn.
Schaut nur: von jenem Hügel da
Könnt Ihr ihn ackern sehn.
CHOR
Ho, ho! Was soll das sein?
HANNE
Indem der Junker geht und sieht,
Schwingt sich das lose Kind
Auf seinen Rappen und entflieht
Geschwinder als der Wind.
Lebt wohl, ruft sie, mein gnäd'ger Herr!
So räch' ich meine Schmach.
Ganz eingewurzelt stehet er
Und gafft ihr staunend nach.
CHOR
Ha, ha, das war recht fein!